Projektgruppe Anti-Kohle und Bericht aus Lützerath
Noch bis 2026 sollen Dörfer in NRW dem Braunkohletagebau von RWE weichen und Menschen für Profit aus ihrer Heimat vertrieben werden. Das ist nicht nur sozial, sondern auch klimapolitisch unverantwortlich, denn Braunkohle ist der klimaschädlichste aller Energieträger.
Dass mit dem neuen Koalitionsvertrag fünf Dörfer in NRW erhalten bleiben sollen, ist ein riesengroßer Erfolg für die Anti-Kohle-Bewegung. Das Dorf Lützerath jedoch ist weiterhin akut bedroht und soll – geht es nach RWE – im Januar abgerissen werden. Und dagegen kämpfen eine Menge Menschen, die in Lützerath ein Zuhause gefunden haben und gegen den geplanten Abriss und gegen die Braunkohle protestieren.
Verschiedenste Akteur*innen der Klimagerechtigkeitsbewegungen, von Ende Gelände bis zu Bürger*inneninitiativen hin zum BUND setzen sich für den Erhalt der Dörfer und von Lützerath ein. Weitere Infos findet Du hier:
https://www.bundjugend-nrw.de/29705-2/
http://garzweiler.com/
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/
Die BUNDjugend Bayern hat bei der letzten Vollversammlung eine Projektgruppe (PG) gegründet, die den Protest für den Erhalt der Dörfer, die in NRW abgerissen werden sollen, unterstützt. In der neu gegründeten PG bündeln wir Kräfte, um die Protestierenden u.a. mit Öffentlichkeitsarbeit und Materialspenden zu unterstützen und den Protest vor Ort zu unterstützen.
Persönlicher Bericht von Elay aus Lützerath:
Ein kleines Dorf nahe Köln.
Ein Ort zwischen Zerstörung und Wiederaufbau.
Ein Ort des Widerstandes gegen Kapitalismus und Klimaungerechtigkeit.
Dieses Jahr im Februar sind einige Häuser in Lützerath bereits abgerissen worden.
In den letzten Jahren mehrere Orte in der Umgebung.
Otzenrath. Spenrath. Pesch. Borschemich. Holz. Immerath.
Als ich diesen Oktober dort hinkam, zeigte mir ein Mensch, der mich per Anhalter mitnahm, die ungefähre Richtung, wo in dieser riesigen Grube einst das Dorf war, in dem er groß geworden ist.
Sein Zuhause.
Nun soll auch noch Lützerath abgerissen werden.
Ein weiteres Zuhause von Menschen, das für Kohle zerstört wird.
Inzwischen auch mein Zuhause. Und das von vielen anderen dort.
Das Leben in Lützerath lässt sich schlecht in ein paar Sätze runterbrechen.
Grundsätzlich gibt es ein paar wiederkehrende, tägliche Aufgaben wie kochen, (Klos) putzen, spülen und Aussichtsschichten, die Alarm geben, wenn die Polizei kommen sollte.
Kein Mensch muss irgendwelche Aufgaben machen – aber klar: das Camp funktioniert nur, wenn alle ein bisschen mithelfen.
Ansonsten kann pleniert, gemalt, gelesen, gequatscht, geplant, gebaut,… (die Liste ist lang) werden.
Menschen geben Workshops oder Skillshares, es gibt Diskussions- und Gesellschaftsrunden.
Dieser Ort hier entsteht aus dem, was Menschen daraus machen.
Neue Baumhäuser gibt es dann, wenn Menschen Lust haben, sie zu bauen.
Es werden Banner gemalt, weil sich Menschen künstlerisch ausleben wollen.
Es gibt Runden, in denen sich Leute mit Rassismus und (ihrer) Männlichkeit auseinandersetzen, weil es ihnen wichtig ist, reflektierter und bewusster zu sein.
Meiner Meinung nach ist hier ein Raum geschaffen, der es erlaubt, sich neue Fähigkeiten anzueignen und zu erlernen und auch eigene Interessen auszuleben.
Die ersten Wochen, die ich hier verbracht habe, sind ziemlich schnell vergangen und haben sich gleichzeitig auch länger angefühlt als sie eigentlich waren. Ich habe mich richtig gut eingelebt, enge Freundschaften geschlossen und Neues gelernt. Ich bin richtig darin aufgegangen, ein Teil dieser Bewegung zu sein, mich mit einzubringen und den Ort mitzugestalten.
Ende Oktober wurde dann die Stimmung bei mir und bei anderen immer angespannter –.... RWE hat nämlich gerichtlich eine soggenannte „vorzeitige Besitzeinweisung“ erstritten, was kurz gesagt bedeutet: Obwohl Eckhardt Heukamp, der letzte Grundstücksbesitzer in Lützerath, gerichtlich noch gar nicht von seinen Grundstücken in Lützerath enteignet worden ist, darf RWE Fakten schaffen und ihn und alle anderen sich im Widerstand befindenden Menschen räumen lassen.
Allerdings hat Eckhard Heukamp Einspruch dagegen erhoben. Mittlerweile liegt dieser Einspruch in 2. Instanz vorm Oberverwaltungsgericht Münster und RWE hat sich bis zum 7. Januar auf ein Stillhalteabkommen eingelassen – bedeutet, dass RWE bis dahin nichts machen wird. Sollte das Gericht allerdings bis dahin keine Entscheidung fällen, wird RWE weiter Fakten schaffen.
Fakten, die nicht wieder rückgängig gemacht werden können. Wenn Lützerath fällt, liegen 650 Millionen Tonnen Kohle frei, die RWE verfeuern kann.
Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Die fünf Dörfer Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich und Berverath haben es in den neuen Koaliationsvertrag geschafft und gelten als gerettet! Das ist ein super Erfolg und zeigt, dass es sich lohnt, dass wir uns aktiv mit unseren Körpern der Zerstörung und Ungerechtigkeit in den Weg stellen.
Deswegen habe ich mich auch entschieden hier zu bleiben. Der Winter wird hart und kalt werden. Ausharren. Aber in unseren Herzen brennt eine Wärme und ein Feuer, was uns antreibt für eine gerechtere Welt zu kämpfen.
Du willst bei der Anti-Kohle-PG mitmachen?
Falls du Interesse oder noch offene Fragen hast, kannst du hier der Signalgruppe der PG beitreten: https://signal.group/#CjQKIHE_W6FUHcsVCppFjfK1AT9o49HdDCPhdRongs5Ml5qcEhDkrj2pjs4yEj_Wz47XrNDe oder du meldest dich bei rebecca@biologiebuero-weyhmueller.de